news from neue räume – August 2019
ARCHITEKTUR & DESIGN
Swiss Alps - Architektur in Andermatt


Andermatt ist nicht nur das Aushängeschild von Samih Sawiris, der Boom hat auch für einige weitere interessante Beiträge gesorgt. Studio Seilern Architects aus London haben ein halbfertiges, unterirdisches Konferenzzentrum in eine eindrückliche Konzerthalle umgewandelt. Mit der Massnahme, das Dach in einem ungewöhnlichen Mass zu vergrössern und mit der geschwungenen Aussenhülle ist daraus ein Gebäude von subtiler Eleganz geworden. Mit dem Innenausbau aus hellen Holzverkleidungen und dem Blick durch die Glasfronten in die Berge haben Studio Seilern Architects nicht nur uns überzeugt. Die Konzerthalle ist Teil eines Hotelprojektes auf dem ehemaligen Miltärgelände. Im Zusammenhang mit dem öffentlichen Gesundheitszentrum ist das Seniorenzentrum Ursern von G&A Architekten entstanden. 32 Zimmer, Alterswohnungen und Gemeinschaftsräume sind auf ineinander übergehende Bauvolumen verteilt. Die Idee, die Atmosphäre mehr Hotel- als Spital erscheinen zu lassen, wird durch einen sehr sorgfältigen Innenausbau und die Wahl der Möbel erreicht, wie z. B. mit dem Stuhl Viena von Stefan Zwicky für Seledue - übrigens auch einer unserer Aussteller bei «neue räume 19». (Credits dezeen, seledue)
Manufacturing in Scandinavia


Skandinavisches Design ist gefragt wie noch nie, auch in der Schweiz. Viele dieser hochwertigen Produkte stammen noch immer aus Familienbetrieben, welche nachhaltig im eigenen Land produzieren. Dies und eine lange Designtradition führt dazu, dass Serien von Möbeln über Jahrzehnte hinweg hergestellt werden. 1898 gegründet, ist Gärsnäs ein Familienunternehmen mit eigener Fabrik, dessen Schwerpunkt auf hochwertigen Holzmöbeln liegt. Die lange Zusammenarbeit mit einheimischen Designern begründet eine Reihe von Sitzmöbeln, die in den verschiedensten Bereichen eingesetzt werden können wie das Sofa Kvilt von Nina Jobs. Immer wieder werden auch fast vergessene Entwürfe wieder aufgelegt, wie z. B. bei Skovgaard Jensen. Diese Traditionsfirma ist zu Unrecht lange in Vergessenheit geraten. Die Möbel von Arne Whal Iversen und Erich Buck sind eine gekonnte Mischung zwischen Poul Kjärholm und Gio Ponti, elegant und immer modern. Bekannt wurde die dänische Firma VIPP mit einem Mülleimer, die Kollektion wurde mit der Zeit um diverse Accessoires erweitert und seit einiger Zeit gibt es auch eine VIPP-Küche, gewohnt klar, schnörkellos und puristisch. Sowohl die Möbel von Gärsnäs als auch von Skovgaard Jensen und die VIPP-Küche werden bei «neue räume 19» zu sehen sein. Der dänische Künstler Olafur Eliasson hat mit Little Sun eine innovative Solarleuchte für Ikea entworfen, bisher existiert jedoch nur der Prototyp. (Credits Gärsnäs, Thomas Schacht, Vipp, Dezeen)
100 Jahre Bauhaus: die Frauen


Im Jubiläumsjahr des Bauhauses werden die Frauen erstmals wirklich gewürdigt. Sie zahlten damals höhere Studiengebühren, die Weberei wurde zur Frauenklasse erklärt und auch Walter Gropius hielt nur Männer für fähig, die Welt nach dem Krieg wieder aufzubauen. Und dennoch zogen die Ästhetik und mit ihr das utopische, zukunftsgerichtete Bauhausprogramm viele Studentinnen an. An den drei Standorten Weimar, Dessau und Berlin studierten insgesamt 462 Frauen, welche dem Bauhaus mit ihren Arbeiten zu Geld verhalfen. Denn Teeservice, Spielzeug und Textilien bedeuteten machbare, erschwingliche Objekte für die Industrie. Beispielhaft ist Marianne Brandt, deren Metallarbeiten noch heute unerreicht sind - wie der Aschenbecher, welcher immer noch von der Firma Alessi produziert wird. Anni Albers textile Muster wurden in einer Ausstellung des MoMA gewürdigt. Wir erinnern an Lilly Reich, die eng mit Ludwig Mies van der Rohe zusammenarbeitete und Inneneinrichtungen und Möbel entwarf. Lucia Moholy-Nagys Fotografien dokumentierten Bauhausbauten und Studenten und nicht zu vergessen ist Ise Frank, die zweite Frau von Walter Gropius, welche neben ihrer Tätigkeit als Verlagsmitarbeiterin und Journalistin die ganzen Belange des Bauhauses weitgehend organisierte. (Credits Bauhaus, Alessi, MoMA, DUMONT)
Bilder: Die Frauen des Bauhauses, Aschenbecher Marianne Brandt, Teppich Anni Albers, Buch über Ise Frank
WHAT'S NEW?
Architektur & Design der Extreme


Diesen Frühling wurde das erste Unterwasser-Restaurant Europas fertiggestellt. Mit «under» hat das internationale Architekturbüro Snoehetta am südlichsten Punkt der norwegischen Küste einen exzentrischen, hoch komplexen Entwurf verwirklichen können. Die faltige Betonhülle wurde so konzipiert, dass sie Muscheln und Algen aufnehmen kann und mit der Zeit zu einer künstlichen Küste werden soll. Das Gebäude wurde auf einem Lastkahn gebaut und erst danach im Wasser verankert. Mit dem dänischen Küchenchef Nicolai Ellitsgaard ist auch das Essen unter Wasser ein Erlebnis. Ebenfalls in Norwegen angesiedelt ist der Entwurf für das Concept Hotel «cliff» des türkischen Architekten Hayri Atak - mit Eingang auf der Dachterrasse. Mit einer ovalen Fassade, Balkonen auf jeder Ebene und einem auskragenden Pool ist Cliff einer der spektakulärsten Hotelentwürfe unserer Zeit. Eine Kunstgalerie der besonderen Art haben Open Architecture in Qinhuangdao, China verwirklicht. Mit der Natur als Vorbild wurden die experimentellen, kellerartigen Räume des DUCCA Art Museum in eine Sanddüne hinein komponiert. Für den Schweizer Sportschuhhersteller on sind die Berge eine Quelle der Energie und auch deshalb habt er beim Piz Lunghin zwischen Engadin und Bergell die on Mountain Hut gebaut. Sie bietet Platz für zwei Personen und besteht aus nachhaltigen Materialien, die sich in die alpine Umgebung einfügen. Und wenn sie wieder abgebaut wird, bleibt absolut nichts zurück. (Credits Dezeen, ArchDaily, on)
snoehetta.com | hayriatak.com | openarch.com | on-running.com
Portrait Charles O. Job - mit einem Augenzwinkern


Charles O. Job ist ein Allroundtalent. Als Architekt und Designer ist er überall präsent und mit seiner Leidenschaft für Fotografie und seinem geübten Auge sind auch seine Social Media Beiträge eine Must. Er erarbeitete im Team einen Beitrag für die Architekturbiennale Venedig, gibt sein Wissen als Professor für Architektur und Design-Theorie an der BFH Bern weiter, ist unermüdlicher und neugieriger Erfinder und Tüftler. Bekannt ist sein Entwurf für den Zeitungsständer BUKAN, eine humorvolle Hommage ans Schweizerkreuz in rot, weiss und schwarz, hergestellt von MOX. Seine Parkbank, der Zweisitzer Vis-à-Vis wurde in der Metallversion soeben für den öffentlichen Raum der Stadt Lille, Capitale du Design 2020, ausgewählt. Bei «neue räume 17» war Charles einer der Protagonisten des Designers' Talk, sein Beitrag ist in der dazugehörigen Sonderschau gezeigt worden. Er engagiert sich weltweit an Symposien und Ausstellungen für gutes Design, ist immer wieder in Wettbewerbsjurys anzutreffen - ebenso wie bei vielen Events und auf der Tanzfläche... Sein neuster Entwurf für MOX ist der Kleiderständer «HAT», eine Mischung aus fun und function, der bei «neue räume 19» zu sehen sein wird (Credits Charles O. Job)
Vitra & Virgil Abloh


Nichts ist ihm heilig. Der amerikanische Trendsetter macht vor nichts halt. Auf der Basis seiner 3% Regel - fast alles im Originazustand lassen, drei Prozent verändern - hat der ehemalige Architekturstudent als Creative Director bereits Gucci und Louis Vuitton zukunftsfähig gemacht. Mit seiner Faszination für Veränderung und seiner unermüdlichen Neugier, getrieben von der schnellen Welt mit all ihren Möglichkeiten, hat er dem Stuhl Petit Potence und der Leuchte Antony von Jean Prouvé einen neuen, zeitgemässeren Anstrich verpasst. Er hat gemäss seiner 3% Regel nur wenig verändert, hier eine neue Farbe, dort Plexiglas anstelle von Holz, dies alles mit der Zustimmung der Erben und unter dem Patronat von Vitra. Entstanden ist die anlässlich der Art Basel gezeigte Installation Twentythirtyfive in der Vitra Firestation, eine Vision der Welt, wie sie sich 2035 präsentieren könnte. Es ist ein gegenseitiges Wunschdenken: die Jugend, welche den Namen Jean Prouvé noch nie gehört hat, bekommt so einen neuartigen Zugang zu Designklassikern und den designaffinen, architekturgeschichtlich versierten Erwachsenen wird der Name Virgil Abloh bekannt gemacht - vorausgesetzt, es funktioniert. Gewiss ist jedenfalls, dass Virgil Abloh auch mit dieser Installation einmal mehr Aufsehen erregt hat. Wir sind gespannt, was als nächstes auf seinem Programm steht. Und mit uns mehr als 4.3 Millionen Follower auf Instagram... (Credits Vitra)
Agenda


Die Design Biennale Zürich ist nahe. Vom 29. August bis zum 1. September steht Zürich im Banne von let's PLAY Design. Nationale und Internationale Designschaffende zeigen ihre Ideen und Visionen und laden das Publikum zum Entdecken und Mitspielen ein. Vom 6. - 10- September ist dann Paris wieder im Designfieber und zeigt an der Maison et Objet MOM die neusten Trends. Designerin des Jahres ist die Französin Laura Gonzalez, die vor allem mit ihren unkonventionellen Hotel- und Restaurantprojekten für Aufsehen gesorgt hat. Anschliessend findet vom 19. bis 22. September die Design Junction London mit ihren verschiedenen Ausstellungen, Installationen und Events statt. Auch architektonisch interessant ist das Phänomen Fluss-Schwimmen, das zeigt noch bis zum 29. 9. die Ausstellung «swim city» im Schweizerischen Architekturmuseum Basel SAM. Und der sorgfältige Markenauftritt macht die nationale Bahngesellschaft SBB zu einem herausragenden Beispiel Schweizer Designgeschichte. Das wird im Museum für Gestaltung Zürich noch bis zum 5. Januar 2020 präsentiert. Bei der von der Nationalen Informationsstelle zum Kulturerbe heisst es «hereinspaziert», am 14. und 15. September finden wieder die Europäischen Tage des Denkmals statt, dieses Mal mit dem Thema Farben. (Credits designbiennale, mom, designjunction, sam, mfgz)
designbiennalezurich.ch | maison-objet.com | thedesignjunction.co.uk | sam-basel.org | museum-gestaltung.ch
LIEBLINGSORTE IM SOMMER
living architecture - modern retreats


England ist immer eine Reise wert, wir hoffen, dass es auch nach dem nun beschlossenen Brexit so bleibt. Uns gefallen die individuellen Häuser von Living Architecture. Das ist mehr eine fast klerikale Bewegung als eine Ferienhausagentur, 2010 vom Philosophen und Schriftsteller Alain de Botton gegründet . Die Idee dahinter ist, moderne Ferienhäuser von internationalen Architekten entwerfen zu lassen. Bei uns bekannt wurde das nicht unbescheiden auftretende Unternehmen durch das Retreat in Devon von Peter Zumthor, wir haben darüber berichtet. Für architekturinteressierte und designbegeisterte Reisende sind diese sieben einzigartigen Häuser jedenfalls eine perfekte Möglichkeit, die Ferien stilvoll zu verbringen. Darunter sind eigenwillige Bauten wie die schwebende Scheune des holländischen Architekturbüros MVRDV, das für die spirituelle Einkehr konzipierte Life House von John Pawson oder das Märchenhaus des provozierenden Teams von FAT Architecture. Hier wird das Landleben auf eigenwillige und exzentrische Art inszeniert - das hat nichts mehr mit der Romantik zu tun, die wir aus englischen Filmen kennen. Und genau dies war auch die Absicht der Initianten. Neben Südengland war auch die Haupstatdt mit «a room for London» vertreten. Das Boot-Minihotezimmer auf der Queen Elisabeth Hall mit Aussicht auf Themse und Sehenswürdigkeiten ist leider nicht mehr im Programm. (Credits living architecture)
to go - not far away from home


Allen, die den Sommer in Zürich und Umgebung ausklingen lassen und sowohl ihr Zuhause als auch sich selber verschönern und pflegen wollen, empfehlen wir einen Besuch im Cabinet Store von Nina und Jeroen van Rojen im Viadukt. Hier kann man Design von New bis Vintage entdecken, es gibt Möbel, Kleider, Accessoires und schöne Alltagsgegenstände. Alles wird mit einem untrüglichen Gespür für Stil und aufgrund persönlicher Vorlieben ausgesucht und ausgestellt. Alle paar Monate werden Konzept und Layout geändert, um wieder für neue Ideen Raum zu schaffen. Mit Placart hat sich der Galerist Thomas Rabara einen Traum erfüllt. Eine grosse Auswahl an Originalplakaten der letzten Jahrzente und vor allem Lithografien Le Corbusiers kann man im Ladenlokal an der Werdmühlestrasse mit fachkundiger Beratung erwerben. Neu in Luzern ist der Fidea Design Store von Franziska Bründler, der Gründerin von Designschenken Luzern, welche ihre Produkte bisher nur online und in ausgesuchten Geschäften verkauft hat. Schwerpunkt liegt auf kreativem Schweizer Design, von Kerzen über Küchenhelfer bis zu Kochbüchern und vielem mehr. Das Schweizer Label Soeder verkauft funktionale, qualitativ hochstehende, nachhaltige und schlichte Artikel, darunter Wohnaccessoires, Kleider und Küchenartikel. Im Fokus stehen die handgefertigten, natürlichen Pflegeprodukte, wobei es uns die Naturseifen besonders angetan haben. Unser Tipp: Salbei, Rosmarin, Lavendel. (Credits Cabinet Store, Placart, Fidea, Soeder)
to eat - lakeside


Die warmen Abende verbringen wir gerne an See und Limmat und haben deshalb Orte für Euch ausgesucht, die direkt am Wasser liegen. Allen bekannt ist das Fischer's Fritz, wo es neben gesehen und gesehen werden unter anderem ein vorzügliches Sushi gibt. Der Fisch kommt frisch aus dem Zürichsee und wird auch im angrenzenden Laden verkauft. In der Bar am Wasser wird eine internationale Barkultur gepflegt, man trifft sich zum Aperitif und fühlt sich noch etwas kosmopolitischer als anderswo in Zürich. Die Auswahl ist gross, es sind fast 400 verschieden Flaschen, deren Inhalt es zu probieren gilt. Neben Drinks gibt es hier ausgezeichneten Kaffee und Rindstatar mit frischem Brot. In einer einzigartigen Location, dem ehemaligen Seerestaurant, gibt sich der Pop-Up Gastronom Sami Khouri, auch bekannt vom Palestine Grill, die Ehre und bietet mehrgängige Menues mit Showeinlagen. Sehr dezent geht es hingegen in der neu renovierten Storchenbar zu, mit Blick auf die Limmat und sehr beliebt für einen Aperitif nach dem samstäglichen Einkauf. (Credits Peclard, BaramWasser, Samigo, Storchen)
fischers-fritz.ch | baramwasser.ch | samigo.ch | storchen.ch
Bis zum nächsten Mal!
Konzept und Planung der 10. Edition von «neue räume» werden langsam Realität, wir sind dabei, die letzten Flächen zu verteilen, Sonderschauen und Events zu planen. ES GIBT IM MOMENT NOCH EINIGE FREIE FLÄCHEN - Anmeldung direkt im Büro über +41 44 298 34 00! Über Eure Ideen und Anregungen freuen wir uns wie immer auf news@neueraeume.ch. Wie immer gibt es zum Abschuss ein Rezept zum Nachkochen und Ausprobieren. Gesehen haben wir das sommerliche, vegane Glacé-Rezept auf NZZ-Bellevue, es eignet sich perfekt nach einem leichten Dinner auf der Terrasse oder im Garten und ist unglaublich schnell zubereitet.
last but not least: 300 g gefrorene Himbeeren, nicht aufgetaut, in den Standmixer füllen, dazu kommen 2 dl Kokosmilch, 4 EL Agavendicksaft und etwas Vanillezucker oder-extrakt. Alles im Mixer geschmeidig pürieren, Kugeln formen und sofort servieren. Mit feinen Kokosraspeln bestreuen. Unser Tipp dazu: ein Glas Rosé Miraval aus dem französischen Süden - der sich auch mit/trotz der Besitzer Jolie/Pitt als wunderbarer Wein erwiesen hat. (Dank für das Rezept an NZZ Bellevue, Christina Hubbeling)


judith raeber für neue räume 19