news from neue räume – Dezember | 2019
ARCHITEKTUR & DESIGN
Swissness: Betonwelten


Die Churer Architektin Angela Deuber hat in Thusis ein eingeschossiges Privathaus aus Sichtbeton gebaut, das mit räumlichen und formstarken Komponenten überzeugt. Es ist ein langgestrecktes Gebäude mit einem offenen Innenraum ohne Türen. Ein dreieckiger Mittelraum verbindet und trennt die Bereiche, welche sich jeweils gegen den Garten öffnen. Dadurch ist ein minimales Haus mit einer sehr grosszügigen Wirkung entstanden. Vielseitig und komplex ist das Gebäudevolumen von Fuhrimann Hächler auf dem Waffenplatz in Zürich. Sieben verschiedene Wohneinheiten mit flexiblen Grundrissen gruppieren sich um eine mittig angelegte Erschliessung. Inmitten der heterogenen Umgebungsbauten wirkt das Gebäude aus Sichtbeton eigenständig und selbstbewusst. Der Neubau für das Tanzhaus in Zürich Wipkingen ist ein Entwurf der Architekten Barozzi Veiga aus Barcelona, entstanden aus einem Projektwettbewerb. Die markante Hauptfassade gegen die Limmat besteht aus einer fast endlos scheinenden Linie von Betondreiecken. Hinter der ganzen Länge dieser Fassade liegt das Foyer, dahinter die Produktionsräume und darüber der zweistöckige Saal. Das neue Tanzhaus ist ein Beispiel dafür, wie massiver Beton spielerisch und verfremdend eingesetzt werden kann. (Credits Schaub Stierli Fotografie, Valentin Jeck, Simon Menges)
review «neue räume 19»


Dieses Jahr hat «neue räume» die 10. Edition gefeiert. Zum Jubiläum bespielte die bildende Künstlerin Anca Munteanu Rimnic die Ausstellung mit ihren Arbeiten. Aktuellste Neuheiten und innovative Sonderschauen begeisterten während vier abwechslungsreichen Tagen über 12'000 interessierte Besucher. Vom 14. bis zum 17. November zeigten über 120 Aussteller aus mehr als 10 Ländern in den alten ABB Hallen Zürich Oerlikon ihre Kollektionen und Neuheiten. Inspirierende Sonderschauen, ein spannendes Veranstaltungsprogramm sowie vielseitige, kulinarische Entdeckungen machten den Besuch zu einem umfassenden Erlebnis. Besonders die Ausstellung über den Wettbewerb für «Mobiglias» stiess auf grosses Interesse. Die Sonderschau zum Bauhaus mit dem Wonderhome von Bo Le Mentzel und die Jubliäumsausstellung «Glamour» waren Highlights der diesjährigen Edition. Auch die Abendveranstaltund mit Claudio del Principe und Christian Seiler sowie der VSI/ASAI Anlass mit dem Film von Christoph Schaub über Peter Zumthor waren gut besucht. In der Hauptlounge und der Food Aerea liessen sich Besucher und Aussteller mit abwechslungsreichen Gerichten verwöhnen. Wir blicke auf eine erreignisreiche, spannende Ausstellung mit vielen positiven Eindrücken, spannenden Inspirationen und interessanten Gesprächen zurück. (Credits Constantin Meyer)
Übernachten im Bauhaus


Zum Abschluss des Bauhausjahres und dessen hundertjährigem Jubiläum stellen wir einige Ikonen vor, in denen man sehr stilgerecht und authentisch übernachten kann. Neben dem Haus Schmicke in Löbau, welches als Ganzes nur über Nacht gemietet werden kann - am Tag kann es besichtigt werden - ist das Gebäude des ungarischen Architekten Paul Weidlinger von 1937 in Cape Cod definitiv eine Reise wert - einerseits natürlich der Architektur wegen, andererseits aber auch, um die eindrückliche Landschaft kennenzulernen. Der österreichische Bauhaus-Architekt Herbert Bayer hat in Aspen den Campus Aspen Meadows Resort gebaut und gestaltet. Die Gebäude von 1950 wurden letztes Jahr nach 10-monatiger Renovation wieder neu eröffnet und überezeugen mit ihren kubistischen, weissen Baukörpern. In Dessau selber kann man in einem der 28 original renovierten Studios von Walter Gropius übernachten, ganz in der Zeit, ohne TV, Minibar oder Lift und mit nur einem Badezimmer pro Geschoss. Viel luxuriöser geht es hingegen in den eigens kreierten Bauhaus Zimmern im legendären Boundary Hotel in London zu. Bei diesen hat sich Sir Terence Conran im Sinne einer Hommage von Architekten und Designern wie Mies van der Rohe, Eileen Gray, Le Corbusier und Charles & Ray Eames inspirieren lassen. (Credits dezeen )
WHAT'S NEW?
classic blue - Pantone colour of the Year 2020


Classic Blue 19-4052 ist die vom Pantone Colour Institute gekürte Farbe des Jahres 2020. Wie die Bezeichnung sagt, ist es ein klassisches, harmonisches Blau, welches für Einheit und Klarheit sorgen soll. Letztes Jahr war es die Farbe «living coral» als Mahnung zur Rettung der Weltmeere, nun soll das klassische Blau in einer Zeit voller diffuser Angst Beruhigung und Entspannung vermitteln. Classic Blue ist ruhig, zurückhaltend und klar. In blauen Räumen fühlen wir uns wohl und blaue Flaggen stehen für Einheit und Frieden. Blaues Wasser vermittelt Kühle und Blaue Kleidung Eleganz. Und wie jedes Jahr haben sich Modedesigner und Möbelfirmen bereits darauf eingestellt. Foscarini verbreitet blaues Licht, Thonet macht damit Klassiker farblich wieder zeitgemäss und bei Kvadrat leuchten die textilen Elemente in frohem Blau. Auch Hedi Slimane für Celine, Riccardo Tisci für Burberry und Demna Gvasalia bei Balenciaga haben bereits ihre Entwürfe in der angesagten Trendfarbe für 2020 gezeigt. Freuen wir uns also auf ein ruhiges, entspanntes Jahr und hoffen, dass auch ausserhalb der Farbe die Welt ein friedlicher Ort für uns alle wird. (Credits Pantone, Foscarini, Thonet, Kvadrat)
Portrait Stefan Zwicky


Neben allen Designern und Architekten, die wir bisher im Portrait vorgestellt haben, ist es an der Zeit, etwas über die Arbeit von Stefan Zwicky, dem Begründer und Kurator von «neue räume» zu sagen. Der engagierte Innenarchitekt hat nach seinem Studium bei Willy Guhl im Studio Olivetti Milano und in der Allgemeinen Entwurfsanstalt von Trix & Robert Haussmann gearbeitet, bevor er sich mit seinem eigenen Büro in Zürich selbständig machte. Seine Arbeiten umfassen Umbauten und Ladeneinrichtungen, Neugestaltung von Restaurants, Messestände und Designprojekte. Bekannt wurde er durch den Umbau der Confiserie Sprüngli am Paradeplatz und mit dem Restaurant Uniturm in der Zürcher Universität. Seine Möbelentwürfe sind bei verschiedenen Labels vertreten, darunter Seledue, Röthlisberger Kollektion und Bodenschatz. Er ist Herausgeber des Schweizer Möbellexikons und gibt sein Wissen als Dozent an der HSLU Abteilung Innenarchitektur weiter. Besondere Beachtung findet sein Betonstuhl Grand Confort, Sans Confort - Dommage à Corbu, der in ausgewählten Museen und bei privaten Sammlern steht und mittlerweile als Designikone gilt. Stefan Zwicky hat 2001 die Internationale Interior Design Ausstellung «neue räume». welche vor einem Monat ihre 10. Edition feierte, ins Leben gerufen. (Credits zVg)
design goes nature


Immer mehr werden auch bei Möbeln und Accessoires nachhaltige und recycelte Materialien verwendet, wir sind bereits einmal darauf eingegangen. Einerseits machen diese Entwürfe Sinn in Hinsicht auf die schwindenden Ressourcen, andererseits sorgen sie mit ihren ungewöhnlichen Materialkombinationen auch für Aufmerksamkeit, was wiederum den Fokus auf die dringend notwendige Nachhaltigkeit richtet. Ob und wie sich solche Möbel in der verkaufsorientierten Realität bewähren, wird sich zeigen. Kartell stellt die farbenfrohen Componibili, ein Entwurf von Anna Castelli Ferrieri aus den 1960-er Jahren, neu in Bio-Plastik her, welches aus landwirtschaftlichem Abfall erzeugt wird. Die neuen, nachhaltigen Componibili sind in vier verschiedenen Pastelltönen erhältlich. In Zusammenarbeit mit der Manufaktur Nordic Comfort Products haben Snøhetta einen Stuhl aus recyceltem Plastik und Stahl von norwegischen Fischfarmen entwickelt. Der S-1500 ist ein Redesign des erfolgreichen Modelles R-48 von Bengt Winge aus den 1960-er Jahren und zeigt, wie man mit recyceltem Plastik eine ähnliche Struktur wir Fiberglass herstellen kann. Für den dänischen Möbelhersteller Fritz Hansen hat Nendo einen Stuhl aus recyceltem Haushaltsplastik entworfen. Sitz und Lehne des NO2 bestehen aus Polypropylen, die Form ist einem gefalteten Blatt Papier nachempfunden. Das Untergestell ist aus poliertem Aluminium, ebenfalls zu 90% recycelt. Beide Modelle eignen sich sehr für die Anwendung in öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Verwaltungen. Irisierend und ungerwöhnlich sind die Objekte, welche die britische Designerin Bethan Gray mit Nature Squared aus Muschelschalen geschaffen hat, die beim Abpacken der Meeresfrüchte in Büchsen sonst im Abfall gelandet wären. Die Möglichkeiten sind vielfältig und es gibt immer mehr - wir sind gespannt! (Credits zVg)
Agenda


Auch nächstes Jahr lockt vom 13. bis 19. Januar wieder die imm cologne mit zahlreichen Neuheiten und Attraktionen. Spannend werden die Begegnungen zwischen Design und Kultur, Minimalismus wird neu mit Wohnlichkeit gepaart und in der Germania Siedlung gibt es Design zum Anfassen. Für das Haus - Interiors on Stage - nominierte die Koelnmesse das junge spanische Designteam MUT. Das Designteam um Alberto Sánchez und Eduardo Villalón thematisiert in ihrer Version des Highlight-Design-Events der internationalen Einrichtungsmesse imm cologne den wohnlichen Übergang von drinnen und draußen. In der Design Post sind neben vielen alten Bekannten auch neue Aussteller wie Muuto, Emeco und Buzzi Space anzutreffen. Sehenswert ist die Ausstellung «Indiennes. Stoff für tausend Geschichten» im Landesmuseum Zürich, die noch bis zum 19. Januar 2020 zu sehen ist. Im MASI Lugano zeigt Julian Charrière noch bis zum 15. März 2020 seine eindrücklichen Bilder «Towards No Earthly Pole». Den Alltagsdingen widmet sich das Vitra Design Museum: Das französische Designkollektiv «Collections Typologie» recherchiert und dokumentiert, wie sich die Form anonymer Produktarchetypen – Weinflaschen oder hölzerne Gemüsekisten – über Jahrhunderte hinweg immer wieder lokalen Gegebenheiten und Nutzungen anpasst. Die Ausstellung dauert bis zum 3. Mai 2020. (Credits zVg, Landesmuseum, MASI Lugano, Vitra Design Museum)
imm-cologne.de | landesmuseum.ch | masilugano.ch | design-museum.de
LIEBLINGSORTE IM DEZEMBER
cosy & chic - Hotels im Schnee


In der grossen Ausstellung über Charlotte Perriand in der Fondation Louis Vuitton Paris werden auch ihre Bauten in den französischen Alpen gezeigt, welche sie in Zusammenarbeit mit anderen Architekten reaisiert hat. Eines davon, der von ihr mitgestaltete Ski Resort in Les Arcs feiert 50 Jahre - und ist mit der Idee einer Prefabrikation auf hohem Niveau aktueller denn je. Mitten in Mégève befindet sich das elegant-rustikale Hotel Mont-Blanc, welches mit seinem luxuriösen Intérieur die perfekte Umgebung zur winterlichen Erholung bietet. Einst von Jean Cocteau, dem legendären Dichter und Avangardist frequentiert, ist es auch heute ein Ort, wo man sich trifft. Mit dem Innenausbau in Holz vermittelt es den typischen Mégève-Stil, der auch andere Hotels wie das «Fermes de Marie» weit über die Grenzen hinaus bekannt gemacht hat. Sehr ansprechend ist auch das Hotel l'Ecrin Blanc in Courchevel, einem bekannten Wintersportort. Das neu gebaute Haus ist grosszügig angelegt, passt sich architektonisch in die Chalet-orientierte Umgebung ein und eignet sich bestens für Ferien mit Kindern - wegen der direkten Nachbarschaft zur futuristischen Aquamotion. In Avoriaz wurde das Hotel des Dromonts, ein revolutionärer Bau aus den 1960-er Jahren, total renoviert. Mit der Form eines Pinienzapfens und den originalen Innenräumen mit der Mid-Century Einrichtung ist es eine Ikone des authentischen Designs. Neu ist der sehr ansprechende SPA-Bereich, doch auch dieser wurde der übergeordneten Architektursprache angepasst. (Credits Dezeen, Hotel Mont-Blanc, les Dromonts, )
dezeen.com | hotelmontblanc.com | les dromonts.com | ecrinblanc.com
Stores for Christmas Shopping


Es ist Zeit für die letzten Weihnachtseinkäufe - dafür bieten sich gerade in Zürich viele schöne Gelegenheiten. Der Concept-Store Edition Populaire steht für sorgfältig ausgewählte Gebrauchsgegenstände für das tägliche Leben. Neu am Standort Kalkbreite eröffnet, sieht man bereits in den drei grossen Schaufenstern, wie hier mit Stil und Connaissance Schönes und Hochwertiges verkauft wird. Von Linck-Vasen über chinesisches Porzellan bis zu massgefertigten Tischen gibt es eine grosse Auswahl Alltagsgegenständen - auch Pflegeartikel und Kleinigkeiten für das Bad. Wer Retro-, Vintage-Objekte und -Möbel liebt, für den ist 2punkt2 an der Zweierstrasse ein Muss. Das Sortiment umfasst nebst einigen Möbelvertretungen wie Tecta und Zeitraum auch Neuentdeckungen, ausgefallene Objekte, Designklassiker und Spielsachen. Man kann hier nach Herzenslust stöbern oder sich kompetent beraten lassen. Immer für ein Geschenk - auch an sich selber - ist das Geschäft von Beat Heuberger perfekt. In seiner neuen Location an der Zollstrasse, gestaltet vom Studio Rotterdam, verkauft er Gewürzmischungen, kulinarische Spezialitäten, Wein und im Frühjahr auch Setzlinge. Besonders angetan hat es uns die Mischung Treize Epices, Beats spezielle Interpretation der klassischen Quatre Epices - im Geschmack sehr würzig und weihnachtlich. Bei Tisch Bank Stuhl am Bürkliplatz kann man sich inspirieren lassen und dabei entspannt einen Kaffe trinken - an Markttagen verwandelt sich der Laden in die Stube von Zürich. Das Angebot ist eine Auswahl von Fundstücken, liebevoll zusammengestellt und dekorativ präsentiert. Schönes Geschirr und die Duftkerzen von Le Bastide eignen sich bestens als Geschenk. (Credits Edition Populaire, 2punkt2, Patrick Meyer, Marianne Kohler)
kulinarisch zwischen den Jahren ...


Zwischen den Jahre frönen wir dem Luxus und lassen uns verwöhnen. Mit einer schon lange getätigten Reservierung oder etwas Glück speisen wir in den eindrücklichen Räumlichkeiten im Schloss Schauenstein und geniessen die kulinarischen Kreationen von Andreas Caminada, der eben sein erstes Kochbuch veröffentlicht hat (at-Verlag, meine einfache Küche). Dieses zeigt neben einigermassen zu bewältigenden Rezepten grandiose Fotografien der Umgebung von Gaudenz Danuser. Christian Seiler empfiehlt übrigens das Radieschenbrot mit Senfmayonnaise auf Seite 53 - wir probieren es aus! Und falls es in Fürstenau nicht klappt, gibt es ja noch das Igniv, die Casa Caminada und auch bald ein Lokal im Zürcher Niederdorf - und in Bangkok. Wer Wienerschnitzel vom Feinsten mag, kann das im Old Swiss House Luzern geniessen. Das gemütliche Lokal verfügt über eine wunderbare Küche und hat auch eine interessante Geschichte, die es in den 1950-er Jahren bis in die USA bekannt machte. Im Dolder Grand kocht Heiko Nieder, Koch des Jahres 2019. Bereits das mittägliche fünfgängige Amuse-Bouche-Menu ist eine kulinarische Offenbarung, für Einsteiger sehr zu empfehlen und auch preislich absolut vertretbar. Im luxuriösen Ambiente mit toller Aussicht lässt es sich entspannt geniessen. Auch auf dem Bürgenstock ist die Aussicht spektakulär, die Geschichte des Hauses interessant und die Küche lässt nichts zu wünschen übrig. Das Restaurant RitzCoffier befindet sich im legendären Palace Hotel, welches schon Stars wie Sophia Loren und Sean Connery zu seinen Gästen zählen durfte. (Credits Caminada, Old Swiss House, Dolder Grand, Bürgenstock )
andreascaminada.com | oldswisshouse.ch | thedoldergrand.com | buergenstock.ch
Bis zum nächsten Mal!
«neue räume 19» ist Geschichte und wir freuen uns auf einige entspannte Tage, gemütliches Zusammensein mit Familie und Freunden, auf gemeinsames Kochen und Geniessen. 2020 beginnt nicht nur ein neues Jahr, es ist der Start in ein neues Jahrzehnt. Bei dieser Gelegenheit bedanken wir uns bei Euch allen dafür, dass Ihr mit Eurem Engagement die 10. Edition der Internationalen Interior Design Ausstellung «neue räume» möglich gemacht habt. Über Eure Ideen und Anregungen freuen wir uns auch im neuen Jahr, wie immer auf news@neueraeume.ch. Zum Abschluss folgt dieses Mal kein Rezept - passend zur Jahreszeit und sehr weihnachtlich stossen wir mit einem Glas Champagner an - je nach Geschmack mit Früchten verfeinert. Enjoy! And Merry Christmas and a very happy New Year to all of you. (Credit Donna Hay)


judith raeber für neue räume 19